TrueGamer-Review

Sakuna: Of Rice and Ruin | Eine Mischung die beg(r)eistert

Sakuna ist wahrlich keine Bilderbuchgöttin. Die Nachkommin des Kriegsgottes und der Erntegöttin frönt gerne dem Alkohol, hat ein vorlautes Mundwerk, bildet sich ein, die Beste überhaupt zu sein, und ist gegenüber ihren Mitgöttern ziemlich frech. Blöd nur, dass ihr ein folgenschwerer Fehler unterläuft, der sie um die Gunst der Obergöttin bringt. Sakuna hat nämlich Menschen ins Götterreich gelassen. Schlimmer noch. Als diese es sich in einem Lagerhaus im Kapital bequem gemachten hatten und den dortigen Reis verputzen wollten, stürmte Wildfang Sakuna hinein, stieß eine Kerze um und setzte so alles in Brand. Gut, ist ja nur Reis mag jetzt der eine oder andere denken. Doch weit gefehlt. Bei dem Reis handelte es sich in Wirklichkeit um die Opfergaben für die Obergöttin. Und das diese darüber nicht sonderlich erfreut ist, dürfte wohl klar sein. Strafe muss sein, lautet auch im Götterreich die Devise. Und so wird Sakuna gemeinsam mit den Menschen auf die Insel der Dämonen verband. Um wieder unter Ihresgleichen verweilen zu dürfen, muss sie nun zwei Aufgaben erfüllen: Auf der einen Seite soll Sakuna herausfinden, wieso es sich Monster auf der Insel bequem gemacht haben, die früher mal die Heimat ihrer Eltern war. Und auf der anderen Seite muss sie dafür sorgen, dass die Obergöttin neue Opfergaben erhält. Sprich, Sakuna muss Reis anbauen. Und hier kommt ihr ins Spiel.

Und Action

Um herauszufinden, wieso Monsterhorden die Insel überrannt haben, steuert ihr Sakuna aus klassischer 2D-Persepktive durch schummrige Höhlen, weitläufige Wälder und viele andere Szenarien. Gegner werden in combolastigen Kämpfen vermöbelt, die durch den Einsatz eures Greifhakens einen besonderen Twist bekommen. Mit diesem könnt ihr nämlich nicht nur entlegene Winkel in den Leveln erreichen, ihr könnt auch um eure Gegner herumschwingen und so hinter sie gelangen. Wer sich geschickt anstellt, kann so allen Attacken ausweichen und den Gegnern mehr von ihrer Lebensenergie abziehen. Zusätzlich könnt ihr im Kampf auf verschiedene Angriffsskills zurückgreifen, die ihr im Laufe des Abenteuers erlernt. Nebenbei sammelt ihr allerhand Materialien ein, die ihr einerseits für die Bewirtschaftung eures Reisfeldes benötigt und andererseits für neue Waffen, Rüstungen und Mahlzeiten nutzt. Denn die Menschen, die mit euch auf die Insel verband wurden, sitzen nicht nur blöd in der Ecke rum, sondern helfen euch auf eurem Abenteuer. So eröffnet Kinta eine Schmiede, Yui näht euch neue Kleidung, Myrthe kocht für die gesamte Gruppe und Tauemon hilft beim Bewirtschaften des Reisfelds. Die Figuren sind gut geschrieben und haben so manche Macke, die zum Schmunzeln einlädt. Mit jedem abgeschlossenen Level bzw. wenn euer Erkundungsgrad wächst, was ihr durch lösen verschiedener Aufgaben in den Leveln bewerkstelligt, öffnen sich neue Abschnitte. So erschließt ihr nach und nach die ganze Insel und kommt eurem Ziel immer näher. Die Actionabschnitte sind an sich nichts Besonderes, spielen sich aber butterweich und sind sehr hübsch in Szene gesetzt. Dass sich Sakuna im Laufe der Abenteuer auch charakterlich verändert und ihr die anfangs so verhassten Menschen ans Herz wachsen, dürfte niemanden überraschen.

Fingerspitzengefühl

Neben den Actioneinlagen sticht der Reisanbau besonders hervor und macht Sakuna: Of Rice and Ruin zu einem Spiel, das man nicht alle Tage lang serviert bekommt. Denn wer glaubt, der Reisanbau sei nur eine nette Dreingabe, täuscht sich gewaltig. Ich habe während meines Tests mehr Zeit mit dem Anbau und Pflegen meines Reisfeldes verbracht als in den Actionabschnitten. Euer Reisfeld liegt auf einem abgelegenen Hügel samt Wohnhaus, Lagerhalle und kleineren Hütten. Wie man relativ schnell erfährt, war dieser kleine Ruheort, den ihr aus der 3D-Perspektive erkundet, früher das zu Hause von Sakunas Eltern. Wie wichtig der Reisanbau für euer Abenteuer ist, merkt ihr, wenn die erste Ernte eingefahren wird. Denn nur durch gut angebauten Reis steigern sich eure Attribute. Sprich, der Reis lässt euch einen oder mehrere Level aufsteigen und gibt euch so mehr Durchschlagskraft und höhere Verteidigungswerte. Der eigentliche Reisanbau ist in viele kleine Schritte bzw. Minispiele unterteilt. Ihr setzt die Setzlinge ein, beseitig Unkraut, stellt den Wasserpegel ein, düngt euer Feld, erntet schließlich den Reis, lasst ihn trocken und, und, und. Es sind ziemlich viele Handgriffe und sehr viel Fingerspitzengefühl nötig, um das Beste aus eurem Reis herauszuholen. Im Laufe der Zeit bekommt ihr zum Glück immer mehr Fähigkeiten, wie zum Beispiel ein Raster, das euch beim Einsetzen der Setzlinge hilft, die euch das Leben deutlich erleichtern.

Hübsch anzusehen

Grafisch ist Sakuna: Of Rice and Ruin sehr ansprechend. Ob Figuren, Inselabschnitte oder das Domizil auf dem Hügel, der Animelook hat Charme, kommt oft skurril daher und das Spiel läuft ohne größere technische Macken. Gerade Fans der japanischen Kultur kommen voll auf ihre Kosten. Selbiges gilt auch für den Soundtrack, der die Atmosphäre des Titels perfekt untermalt. Wer Lust auf ein Spiel hat, das so gänzlich anders ist als der Großteil der heutigen Titel, wird mit Sakuna sehr gut unterhalten. Es macht einfach Spaß, auch wenn weder die Actionabschnitte noch der Reisanbau sonderlich komplex sind. Viel mehr lebt der Titel von seiner herrlich schrägen Atmosphäre und dem tollen Artdesign. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Gameplayelemente schlecht sind. Sie sind sehr solide und die Gesamtmischung stimmt einfach bei Sakuna: Of Rise and Ruin.


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