TrueGamer-Review

OneeChanbara Origin | Blutiges Klingenballett

Sonnenstrahlen durchfluten die Baumkronen. Vor einem Grabstein hockt eine junge Frau in knappem Outfit samt Cowboyhut. Plötzlich ertönten seltsame Laute – Geschmatze, Gestöhne. Instinktiv greift sie Richtung Hüfte, umschlingt den Griff ihres Katanas und macht sich bereit. Die Quelle der Laute: eine Horde Untoter. Binnen Sekunden ist nichts mehr wie vorher. Blut spritzt durch die Luft, besudelt die Grabsteine und die junge Kämpferin. Untoter um Untoter fällt der scharfen Klinge zum Opfer. Köpfe werden abgetrennt, Arme abgeschlagen, Körper zerteilt. Lässig schwingt die Kämpferin ihr Katana zur Seite, befreit es so vom roten Lebenssaft, der die Klinge tränkt. Erneut ertönt ein Geräusch. Ihr Handy klingelt. Die Kämpferin geht ran. Am Ende der Leitung spricht eine weibliche Stimme, gibt ihr einen Hinweis auf den möglichen Verbleib ihrer Schwester. Die junge Kämpferin schaut sich ein letztes Mal um und setzt sich in Bewegung. Ihr Name: Aya. Ihr Auftrag: Den Mörder ihrer Mutter finden und den Verbleib ihrer Schwester klären. Willkommen bei OneeChanbara Origin. Willkommen beim blutigen Klingentanz gepaart mit jeder Menge Sexappeal.

Mit OneeChanbara Origin spendiert Entwickler Tamsoft seiner bereits seit PS2-Zeiten bekannten Schnetzelreihe ein aufwendiges Remake der beiden Serien Erstlinge. Grafisch im hübschen Animestil überarbeitet, präsentieren sich Aya und ihre Schwester Saki so gut wie noch nie. Woran das liegt, verrät mein Test zum Schnetzler, der seid 15. Oktober für PS4 und Steam zu haben ist.

OneeChanbara Origin macht kein Hehl daraus, was es ist: ein trashiges Hack’n Slay im Grindhousestil. Das fängt bei der total abgedrehten Story an, die sich im Laufe der gut 6-stündigen Kampagne um Schwesterliebe, die Erweckung von Untoten, Familienbande und vieles mehr dreht. Natürlich ist am Ende nichts, wie es anfänglich scheint. Und hört bei der nicht immer ganz sauberen Technik auf, wie asynchrone Lippenbewegungen bei den vertonten Zwischensequenzen oder dem immer mal wieder aufkommenden Ruckeln bei hohem Gegneraufkommen. Und dennoch macht Ayas und Sakis (eine dritte Figur kann freigeschaltet werden) Rachefeldzug eine Menge Spaß. Herrlich unkompliziert metzelt ihr euch durch Horden von Untoten, Blut spritzt literweise durch die Gegend und die Charaktere, die fast alle weiblicher Natur sind, laufen in sehr knappen Outfits rum und geben manch skurrile Anekdote von sich.

Ein weiterer Grund, warum der Titel so gut funktioniert, ist das durchdachte Kampfsystem. Was anfangs wie stupides Knöpfchendrücken aussieht, entpuppt sich mit voranschreitender Spielzeit als wahrer Klingentanz, der gutes Timing erfordert. Reicht es bei normalen Gegnern noch aus, den Schlagknopf zu penetrieren, müsst ihr bei speziellen Feinden und Bossen Attacken im richtigen Moment parieren. Mischen sich normale und spezielle Feinde ist volle Konzentration gefragt. Nur wer eine gute Mischung aus Zuschlagen, Ausweichen und Parieren findet, fegt mit einer perfekten Choreografie durch die Gegnerhorden. Zusätzlich müsst ihr euer Katana regelmäßig vom Blut der Gegner befreien. Ist dieses nämlich zu besudelt, verliert es an Durchschlagskraft. Um diese müsst ihr euch in der Berserk- oder Xtatic-Form übrigens keine Sorgen machen. Kriegt ihr genug auf die Ohren oder verteilt ordentlich Haue, wechselt ihr automatisch in die beiden Formen und habt mehr Angriffskraft.

Nach jeder Mission wird abgerechnet und ihr bekommt eine Bewertung, Geld und Erfahrungspunkte. Je höher eure Bewertung, umso mehr Geld und Erfahrungspunkte werden euch gutgeschrieben. Mit Geld könnt ihr euch Items kaufen, die z. B. eure HP wieder auffüllen, oder Ringe, die eure Werte steigern. Dies könnt ihr auch nach jedem Levelaufstieg tun. Ihr bekommt drei Punkte, die ihr auf die Werte Angriff, Defensive und HP verteilen könnt. Habt ihr den Storymodus durch, locken verschiedene Bonusmissionen oder der Practisemodus. In diesem könnt ihr in aller Ruhe an eurem Kontertiming feilen, umso eine bessere Bewertung in den regulären Missionen zu erspielen. Abgerundet wird das Ganze mit der Gallery. In dieser betrachtet ihr freigeschaltete Artworks, lauscht dem Soundtrack oder stöbert in den Charakterprofilen, die leider ohne Bilder daherkommen. Nichtsdestotrotz kann ich OneeChanbara Origin jedem Actionfan mit einem Faible für trashige Settings empfehlen.