TrueGamer-Review

Doom Eternal | Höllisch gut

Im letzten Moment weiche ich per Dash geschickt einer Ladung Schrot aus, nur um in Bruchteilen einer Sekunde das Gegenfeuer zu eröffnen und dem nun blickenden Gegner meine Klinge in den Schädel zu rammen. Meine Belohnung: blaue Energieorbs. Ein mechanisches Klacken lässt mich aufhorchen, kündigt das Erscheinen einer grotesken spinnenähnlichen Kreatur an. Per Doppelsprung rette ich mich auf eine höher gelegene Stelle der Arena, die von einem Lavastrom durchzogen ist. Ein Knopfdruck später habe ich die Waffe gewechselt, zoome per Zielfernrohr auf den Kopf der wild um sich ballernden Kreatur und schieße ihr das Geschütz ab, welches über ihrem Schädel installiert ist. Einige Salven später bricht der Vierbeiner zusammen, eine lila Blutlache ergießt sich unter seinen Überresten. Ich atme kurz durch und setze meinen Weg fort, der von zwei Imps versperrt wird. Oder besser gesagt, Kanonenfutter, wie der Kodex sie bezeichnet. Entschlossen zücke ich meinen Flammenspeier und entzünde eine der Gestalten, um mehr Rüstungsorbs zu ergattern. Ein Blick auf meine Munitionsanzeige verrät mir zudem, dass ich dringend Nachschub brauche. Also packe ich die Kettensäge aus, zerteile in einer blutigen Animation den zweiten Imp, und freue mich über Munitionsnachschub – willkommen bei der Mutter aller Shooter, willkommen bei Doom Eternal und somit zu den intensivsten Ballergefechten der letzten Jahre.

Adrenalin pur

Doom Eternal ist schnell, brutal und gnadenlos. Die Gefechte gegen eine Vielzahl an wirklich höllisch aussehenden Kreaturen bringen euch regelmäßig ins schwitzen, mal zur Verzweiflung. Das liegt auf der einen Seite an der schieren Menge an Gegnern, auf der anderen Seite an den vielen, verschiedenen Spielmechaniken, die ihr geschickt miteinander verknüpfen müsst. Denn sonst seht ihr kein Land. Doch dazu später mehr. Kein Land ist nämlich auch ein guter Übergang zur Story des Spiels, die für einen Doom-Titel ziemlich interessant ausgefallen ist und euch gut 20 Stunden bei Laune hält. Da die Geschichte manche Überraschung parat hält, beschränke ich mich aber nur auf die wesentlichen Eckpunkte. So findet der Doom Slayer die Erde nach seiner Rückkehr in einem desolaten Zustand wieder. Wolkenkratzer große Giganten stampfen durch riesige Schluchten, die mit Lava gefühlt sind. Fast alle Menschen sind tot, die Infrastruktur zerstört. Natürlich wollt ihr dies ändern und ruft dadurch mächtige Gegenspieler auf den Plan. Denn mit eurer Rettungsaktion verstößt ihr gegen Gesetze, die älter sind als Menschheit selbst. Wer keine Lust hat die Geschichte zu verfolgen, kann diese aber auch überspringen.

So oder so, nach dem eher kargen Mars-Setting des Vorgängers, besucht ihr in Doom Eternal  eine Vielzahl verschiedener Orte. Neben der Erde verschlägt es euch unter anderem in die Tiefen der Hölle, in die Gänge kalter Forschungsanlagen oder in mit Wäldern überzogene, mittelalterlich anmutende Szenarien. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen natürlich die Ballereien in geschlossenen Arenen. Euer Waffenarsenal wächst dabei stetig an, was auch bitternötig ist. Denn die Gegner sind agil, aggressiv und treten stets in Überzahl auf. Um überhaupt eine Chance zu haben müsst drei wesentliche Spielmechaniken beherrschen bzw. kombinieren. Denn nur wenn ihr Gegner mit einem Glory Kill tötet, hinterlassen diese Energie. Packt ihr die Kettensäge aus, bekommt ihr Munition und mit dem Flammenspeier besorgt ihr euch Rüstungsorbs. Zusammen mit Doppelsprung und Dash mag dies anfangs noch überfordern, macht es aber Klick, entstehen spannende, offensiv ausgelegte Duelle, die einfach Adrenalin pur sind. Leider übertreiben es die Entwickler aber in der zweiten Hälfte mit der Anzahl an Gegnern. Um besser gewappnet zu sein, könnt ihr in den weitläufigen Welten, die mit jeder Menge Geheimnissen gespickt sind, Runen und Waffenmods finden. So rüstet ihr die Shootgun mit Haftminen aus oder das Schnellfeuergewehr mit einem Fernrohr. Zusätzlich könnt ihr auch noch eure Rüstungs- und Energiewerte erweitern. Zugegeben, dass Upgradesystem ist etwas überladen, doch mit der Zeit lernt ihr es zu schätzen.

Neben den Ballereien verlangt Doom Eternal für einen Ego Shooter eher untypisch viel Geschicklichkeit von euch. Ihr hüpft von Plattform zu Plattform, schwingt an Stangen entlang und klettert an gekennzeichneten Wänden in schwindelerregende Höhen. Oft piesacken euch dabei Fallen oder Hindernisse, wie schwebende Lavaketten, die ein wenig an die Bowser-Level der ersten Mario Bros. Episode erinnern. Auch erkundungsfreudige Spieler dürfen sich freuen. Ihr könnt Unmengen an Sammelkram finden. Von lustigen Puppen der Gegner über Schallplatten bis hin zu Cheats – am Ende eurer Odyssee ist die Doom Slayer Festung, die als kleine, frei erkundbare Hub-Welt dient, ziemlich vollgepackt. Technisch ist Doom Eternal eine Augenweide. Die Welten sehen fantastisch aus, auch wenn sie nicht superdetailliert sind. Dafür läuft der Titel auch auf einer Standard-PS4, worauf ich den Titel getestet habe, mit 60 FPS. Auch die Texturnachlader des Vorgängers gehören der Vergangenheit an. Die Sounds der Waffen hören sich richtig gut an und der Metal-Soundtrack passt wie die Faust aufs Auge.

Was gibt es sonst noch zu sagen?

Im Grunde nicht viel. Doom Eternal macht einfach eine Menge Spaß. Die Gefechte spielen sich flüssig, sind spannend inszeniert und der Humor kommt nicht zu kurz. Auch nach Beendigung der Kampagne gibt es noch viel zu tun: So könnt ihr weitere Schwierigkeitsgrade ausprobieren oder euch an sogenannten Master-Levels versuchen. Dabei handelt es sich um schwierigere Versionen bekannter Missionen. Selbstverständlich gibt es auch einen Multiplayer-Modus namens Battlemode. In einer Arena bekriegen sich zwei, vom Spieler gesteuerte, Dämonen mit einem Doom Slayer. Als Dämon habt ihr die Möglichkeit, Hindernisse zu beschwören oder KI-Unterstützung zu rufen. Da ich mich in diesem Test aber auf die umfangreiche Singleplayer-Kampagne konzentriere, nimmt der Multiplayer-Part keinen großen Platz ein. Spaßig sind die Gefechte aber trotzdem. Und ja, auch für Doom Eternal gibt es den mittlerweile obligatorischen Season Pass, der euch im Laufe der Zeit neue Inhalte bieten wird – u. a. Storyerweiterungen. Kleine Warnung für Offline-Spieler: Um verschiedene, kosmetische Sachen freizuschalten, benötigt ihr einen Bethesda-Account und müsst online sein. Die Story lässt sich aber komplett offline spielen.